Geäst im Wald

Ein kleiner

Leitfaden

im natürlichen Chaos

Naturmentoring e.V.

Für gewöhnlich hören wir zu. Nicht, um zu antworten, sondern um zu verstehen. Oft lernen wir mehr, indem wir nach einer Antwort auf unsere Fragen suchen, als durch die Antworten selbst. Hier machen wir eine Ausnahme.

  • Warum ist Euch Draußensein so wichtig für die Kinder?

    Das Draußensein bei Wind und Wetter, die Bewegung und die frische Luft stärken nicht nur das Immunsystem, sondern schaffen Verbindung zur Natur und zu uns selbst. Die Fantasie der Kinder wird jeden Tag aufs Neue angeregt und fördert ihre Kreativität – auch für ihr späteres Leben. So wird eine Baumwurzel schnell zu einer Dampflok oder ein Tannenzapfen zu einer Medizinflasche. Tägliche Naturerlebnisse mit allen Sinnen – wie Sehen, Riechen, Fühlen, Hören und Schmecken in der Natur – stärken das Selbstwertgefühl. Die Verbindung zu der uns umgebenden Natur fördert das Konzentrationsvermögen und lässt die Kinder gesund heranwachsen. Daher erfahren Waldkindergärten immer mehr Zuspruch durch Wissenschaft, Pädagogen und Eltern.

  • Wie, glaubt Ihr, lernen Kinder?

    Die kindliche Neugierde, Vertrauen und Freude werden in unserem Zusammensein täglich gepflegt und als wichtigster Lernmotor gesehen. Eigene Lernerfahrungen, vor allem auch über die eigenen Sinne – selbst Erfahrenes – führt zu einem ganzheitlichen Verständnis von Zusammenhängen in der Natur, in der Gemeinschaft und in der Welt. Die Kinder sind draußen im Wald jeden Tag mit Veränderungen (Wetter, Jahreszeiten, Wachstum, Zerfall) konfrontiert und können in Ruhe Beobachten, Fragen stellen und mit der Unterstützung von uns Erwachsenen und den vielen Büchern, die ihnen zur Verfügung stehen, die Antworten selbst herausfinden.

    Hierbei vertrauen wir der Selbständigkeit der Kinder in ihren Lernprozessen und ihrem eigens gewählten Tempo. Zusätzlich ermutigen wir sie, ihre eigenen Interessen und Fähigkeiten zu entdecken sowie eigene Grenzen zu erweitern und Neues zu entdecken.

  • Wie unterstützt Ihr Erziehenden die Kinder im Kindergarten?

    Wir erforschen als Begleiter der Kinder immer wieder gemeinsam diese oder ähnliche Fragen: was sind die Interessen und Fähigkeiten des Kindes? Wofür begeistert es sich gerade sehr? Was kann das Kind vielleicht in der Gruppe übernehmen – wovon können vielleicht die anderen etwas lernen? Was braucht das Kind gerade – was täte ihm gut? Was kann auch ich von dem Kind lernen?

    Wir schaffen hierfür intuitive und individuelle Angebote in unserem gemeinsamen Alltag.

    Außerdem verstehen wir uns natürlich immer als Ansprechpartner und Vertrauensperson der Kinder, wenn sie Bedürfnisse und Wünsche äußern, oder einfach mal eine wärmende Hand suchen.

  • Wie gebt Ihr den Kindern einen gewissen Halt bei so viel Freiheit?

    Durch wiederkehrende Rituale im Ablauf am Vormittag, geben wir Halt und Orientierung. So kommen wir morgens zum Frühstück in einem großen Kreis zusammen und mittags für unseren gemeinsamen Abschluss. Für eine natürliche Ordnung unterteilen wir unsere Gruppe in drei Altersstufen: die Jüngsten, die Mittlersten und die Ältesten. Die Jüngsten sind die Kinder, die neu im Kreis sind. Sie haben noch einen gewissen „Welpenschutz“ und übernehmen noch keine festen Aufgaben. Die Mittlersten sind schon etwas länger im Kindergarten und übernehmen nun die ersten Aufgaben für die Gemeinschaft. Sie rufen z.B. alle zum Frühstück oder zum Abschlusskreis herbei, oder bereiten Dinge mit vor. Die Ältesten, die bald in die Schule wechseln werden, übernehmen dann führende Aufgaben in der Gemeinschaft. Sie leiten Entscheidungsprozesse der Gruppe an, übernehmen Elemente in unseren Kreisen oder leiten diese gänzlich.

  • Wie gestaltet Ihr die Zusammenarbeit mit den Eltern?

    Die Eltern und die Erzieher/-innen sind immer eingeladen, sich Freuden, Sorgen und Nöte gegenseitig mitzuteilen. Das kann in einem ganz kleinen Rahmen bei der Bring- oder Abholsituation sein, oder z.B. bei einem vereinbarten Gesprächstermin. Regelmäßig (1x monatlich) findet ein gemeinsamer ELTERNabend statt. Dieser dient mehr der Verbindungspflege, dem gegenseitigen Wahrnehmen, dem Leben von Gemeinschaft und weniger einem puren „Datenaustausch“. Zu Beginn des Kindergartenjahres findet einmal jährlich ein Familiencamp statt, zu dem alle Familienangehörigen eingeladen sind. Ein weiterer fester Termin im Jahr ist unser gemeinsames Naturmentoring. Dieses bietet den Eltern die Möglichkeit, Einblick in verschiedene Bereiche unseres täglichen Tuns zu erhalten u.a. das Naturhandwerk und die Verbindung in und mit der Natur zu erleben. Beide Veranstaltungen werden in enger Zusammenarbeit mit der Wildnisschule Wildniswissen und durch den Wildnislehrer Joscha Grolms durchgeführt.

  • Wie wird bei Euch die Familie der Kinder mit eingebunden?

    Nehmen wir ein neues Kind in den Kindergarten auf, nehmen wir auch gleichzeitig die ganze Familie auf: Eltern, Geschwister und Großeltern. Alle, die das Kind beim Wachsen begleiten, sind Teil der „Erziehungsgemeinschaft“. Wir verstehen unsere Arbeit im Kindergarten als familienergänzend und möchten im Kontakt – zum Wohle des Kindes – mit seinem vertrauten Umfeld sein.

    Im ganz normalen Kindergartenalltag, wie z.B. bei der wöchentlichen großen Danksagung immer freitags, beim gemeinsamen Kochen am Feuer, bei jedem Jahresfest und dessen Vorbereitungen, sind die Familienmitglieder eingeladen daran teilzuhaben.

    Auch das Kollegium ist wie eine Familie, wie Brüder und Schwestern, die voneinander lernen, sich achten und gemeinsam für den Kindergarten Sorge tragen. Sie bringen sich ein mit individuellen Fähigkeiten und Fertigkeiten und haben alle darin gleichermaßen Verantwortung.

    Aus den vielen Menschen, mit ihren vielen verschiedenen Hintergründen, entsteht ein großes Netzwerk. Man kann es sich als Spinnennetz vorstellen, in dem alle miteinander verbunden sind und ein neues tragendes Netz für die Kinder, Eltern, Großeltern, Erzieher/-innen des Kindergartens bilden. Dieses Netz kann Halt geben, unterstützend wirken, auffangen, stärkend sein, heilen, Schutz geben usw.

    Aber auch die Verbindungen mit der Gemeinde Lemförde, den Schulen und den Menschen vor Ort werden von uns bewusst gepflegt. Eine große Aufmerksamkeit gilt vor allem der Verbindung zu den ehemaligen Kindergartenkindern, deren Familien und den Kindergartenunterstützern, die wir immer wieder an den Plätzen im Wald begrüßen.

    Wir verstehen unseren Waldkindergarten als ein großes Ganzes – als ein Dorf.

  • Warum ist Euch das „Danken“ und die Wertschätzung im Alltag so wichtig?

    Danksagungen haben einen besonders wichtigen und täglichen Platz in unserer Kindergartengemeinschaft. In der großen Runde sprechen wir z.B. unseren Dank für die Natur oder die Kraft der Elemente aus. Oder was und wen wir wertschätzen. Bei diesen Runden, in denen ein Redestab herum geht, können Kinder und Erwachsene ihre Worte unbewertet mit allen im Kreis teilen. Jeder wird gehört, jeder wird wahrgenommen, ist Teil der Gruppe und das eigene Selbstbewusstsein kann dadurch weiterwachsen. Durch das Aussprechen unseres Dankes für etwas Schönes, was passiert ist, oder worüber wir uns freuen, pflegen wir im Gruppenalltag immer wieder Wertschätzungen.

    Außerdem greifen wir gerne auf Wissen, Geschichten oder Fertigkeiten zurück und ehren gleichzeitig diejenigen, die in der Vergangenheit all dieses bereits gesammelt, vorbereitet und weitergegeben haben: die Vorfahren, die Alten, die, die vor uns da waren.

    Jegliche Form der Dankbarkeit, Anerkennung und Wertschätzung stärkt Beziehungen und Verbindungen – auch die Verbindung mit uns selbst – sie wirkt daher stärkend und gesundend.

  • Welche Betreuungszeiten habt Ihr?

    Montag – Freitag | 8:00 Uhr -13:00 Uhr

  • Wie viele Kinder werden bei Euch betreut?

    Wir haben zwei Standorte mit jeweils 15 Plätzen für unsere Sprösslinge.

  • Wie alt sind die Kinder bei Euch?

    Zwischen drei bis sechs Jahre.

  • Wie kann ich mein Kind bei Euch anmelden?

    Bei Interesse meldest Du Dich einfach telefonisch bei Gundi (Kramer). Unter: 015117607061

    Gerne lernen wir Dich daraufhin bei einem persönlichen Treffen im Wald kennen.

    Anmeldebögen gibt es bei der Samtgemeinde Lemförde vor Ort oder auch als Online-Formular.

  • Darf man Euch besuchen?

    Klar, aber bitte mit vorheriger Absprache unter 015117607061 (Gundi Kramer)

  • Was kostet ein Kindergartenplatz bei Euch?

    Die Kindergartenplätze sind kostenfrei. Anfallende Kosten werden von der eigenen Wohngemeinde übernommen.

  • Frieren die Kinder nicht im Winter?

    In den Tipis werden unsere Feuerstellen betreut und laden alle zum Aufwärmen ein, zum Kleidung trocknen und zum gemütlichen Verweilen. In den Waldhütten sind Öfen vorhanden und so gibt es immer eine Möglichkeit, Schutz und Wärme zu finden und einzukehren.

    Oberstes Gebot ist aber die richtige Kleidung!

    In der kalten Jahreszeit eignen sich der „Zwiebellook“ und Wollprodukte am besten im Wald. Diese schützen gut vor der Kälte und die Schichten können an den Wärmequellen nach und nach ausgezogen werden.

Knochenfund
in Brockum.
Knochenfund in Brockum
Moos-Entdecker